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 Mitau /  Kurland um 1897

 (jetzt: Jelgava / Lettland)

“ Mitau (> Karte : Kurland ), Hauptstadt des Gouvernements Kurland, Sitz des kurländischen Landesbevollmächtigten und eines lutherischen Generalsuperintendenten, mit c. 30000 Einwohnern (über 9500 Deutsche, dann Letten, Russen, Polen und 6500 Juden), liegt an der schiffbaren Semgaller-Aa, in flacher, sandiger, aber fruchtbarer Gegend.

Schloß Mitau wurde 1265 durch den Landmeister Konrad von Mandern gegründet und war Ordenskomturei; die Stadt ist erst nach 1561 entstanden. Die Semgaller Aa konnte früher, bevor die Schweden, die als Herren von Riga auf Mitaus Handelsblüte eifersüchtig waren, durch versenkte Steine und Schiffe das Fahrwasser verdarben, bis Mitau hinauf mit kleinen Seeschiffen befahren werden. Das Herzogtum Kurland erreichte unter Herzog Jakob (1642-82, aus dem Hause Kettler), seine höchste Blüte; unter ihm hatte Kurland Kolonien in Afrika am Gambia  und besaß die Insel Tobago.

Mitau, Residenz der kurländischen Herzöge, wurde mit hohen, jetzt abgetragenen Wällen umgeben und das Schloß mit einer Anzahl fester Bastionen versehen. Im J. 1685 bemächtigten sich die Schweden der Stadt, mußten sie aber im folgenden Jahr wieder räumen. 1706 nahmen die Russen dieselbe ein und verwüsteten die alte Ordensburg, an deren Stelle später das neue Schloß ... entstand. 1795 wurde Kurland dem russ. Reiche einverleibt...

Die Stadt erhält ihr eigentümliches  Gepräge durch die adligen Familien, die entweder wegen der Erziehung ihrer Kinder beständig hier wohnen oder doch während der Wintermonate hierher übersiedeln. Die Gelehrten, Kaufleute, Advokaten, Beamten der Stadt sind  noch meist Deutsche. Die Letten sind großenteils Arbeiter oder Dienstboten. Wie Mitau in der Zusammensetzung und Lebens- weise der Bevölkerung einen großen Kontrast zu der Kaufmannsstadt Riga bietet, so auch in seiner Bauart. (Das gilt auch für die Kaufmannsstadt > Libau , Anm. H. B.) Man sieht es der Stadt an, daß sie von Herzögen und Edelleuten gegründet wurde, die von ihren Landgütern her an weite Räume gewöhnt waren; sie blieb auch die echte Adelskapitale mit Geburtsaristokratie und feiner vornehmer Geselligkeit.”
                       ( Baedeker, Reisehandbuch, Russland, 4. Aufl., 1897, S. 59)

Familie Becker , Mitau / Kurland

Postkarte von Auguste Becker (Tochter des Adolph Becker ) aus Mitau / Kurland an “Seine Hochwohlgeboren” Alexander  Becker in Kiew:

Alexander Becker aus Mitau / Kurland

Ansichten von Mitau / Kurland auf der Rückseite obiger Postkarte:

Mitau / Kurland um 1899 ( Fam. Becker )

Auf dem oberen Rand der Postkarte ist handschriftlich vermerkt: “Wo roth bezeichnet ist, bei der Johanniskirche, dort lieg(t) die Familie Becker.” Das rote Zeichen, das hier kaum zu sehen ist, befindet sich an der linken, der Straße zugewandten Ecke der Umzäunung (über dem “M” von Mitau). Der Friedhof der St. Johanneskirche wurde seit etwa 1800 “auch von der wohlhabenden Bürgerschaft benutzt und enthält die Grabmonumente mancher angesehener Männer...” ( Mitau und Umgebung mit den kurischen Herzogsschlössern in Wort  und Bild, Riga 1913, S.41). Die Ansichtskarte enthielt (rechts unten ) familiäre Mitteilungen, die - da privater Art - gelöscht wurden. 

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H.B.